Essstörungen im Überblick

Eine Essstörung ist eine sehr ernst zu nehmende Krankheit, vor allem dann, wenn sich das Vollbild der Störung erst einmal entwickelt hat. Die Betroffenen sind oft deutlich beeinträchtigt. Dies betrifft ihren Lebensmut, ihre Leistungsfähigkeit, ihre Einbindung in die Gesellschaft und die Beziehungen zu anderen Menschen. Essstörungen können sich auf verschiedene Weise zeigen. Es werden im Wesentlichen drei Hauptformen unterschieden:

  • Magersucht (Anorexie, Anorexia nervosa)
  • Bulimie (Bulimia nervosa)
  • Binge-Eating-Störung (Binge Eating Disorder)

Alle Essstörungen können ineinander übergehen oder sich abwechseln. So entwickelt sich aus der Magersucht in ca. 20 Prozent der Fälle eine Bulimie. Nicht alle Essstörungen lassen sich den drei Hauptformen zuordnen. Die Wissenschaft geht davon aus, dass unspezifische und untypische sonstigen Essstörungen sogar häufiger auftreten als die drei klassischen.

Magersucht

Bezeichnend für die Magersucht (Anorexia nervosa) ist ein starker Gewichtsverlust, den die Betroffenen bewusst herbeiführen. Sie sind sehr dünn und empfinden haben ständig Angst zu dick zu sein, wenn sie schon unter starkem Untergewicht leiden. Hinzu kommt eine Körperbildstörung, die sich darin zeigt, dass Magersüchtige ihren Körper trotz des Untergewichts noch immer als »zu fett« erleben und sich in ihm extrem unwohl fühlen. Die Betroffenen reduzieren ihr Gewicht in erster Linie durch Hungern bzw. Nahrungsverweigerung, durch extreme sportliche Aktivität oder beides. Manche Betroffenen greifen zusätzlich zu Appetitzüglern, Abführmitteln, entwässernden Medikamenten oder führen Erbrechen selbst herbei. In der Therapie kommt es häufig vor, dass sie versuchen zu tricksen in dem sie vor dem Wiegen besonders viel trinken. Am häufigsten kommt Magersucht bei der Altersgruppe von 14 bis 18 Jahren vor, und wesentlich mehr Mädchen als Jungen sind betroffen. Der BMI (Body-Mass-Index) liegt bei magersüchtigen Erwachsenen höchstens bei 17,5. Magersüchtige Jugendliche wiegen für ihr Alter zu wenig oder nehmen – obwohl sie älter und größer werden – nicht ausreichend zu.

Bulimie

Vom äußeren Erscheinungsbild sind an Bulimie erkrankte Frauen oder Männer unauffällig, meist schlank. Sie sind sehr gepflegt und ehrgeizig. Es ist für außenstehe nur schwer zu erkennen, dass sie Probleme haben und Hilfe benötigen. Merkmale der Bulimie sind häufige Essattacken, bei denen in kurzer Zeit große Nahrungsmengen gegessen werden. Sie essen auch, wenn sie nicht mehr hungrig sind, und tun dies, weil es mit starkem Schamgefühl verbunden ist, in der Regel heimlich.. An Bulimie erkrankte Menschen haben ähnlich wie Magersüchtige große Angst davor, zu dick zu sein oder zu werden. Daher kontrollieren sie ihr Gewicht nach den Essanfällen über selbst herbeigeführtes Erbrechen, Extremdiäten, exzessives Sporttreiben oder den Gebrauch von Medikamenten (z.B. Abführmittel oder Appetitzügler).Bulimie tritt häufig erst gegen Ende des Jugendalters und vor allem bei Mädchen im Alter von 18 bis 20 Jahren auf.

Binge-Eating-Störung

Wiederholte Essattacken kennzeichnen die Binge-Eating-Störung bzw. Binge Eating Disorder. „Binge“ ist das englische umgangssprachliche Wort für eine Prasserei, also eine Situation, in der übermäßig viel gegessen oder auch viel getrunken wird. Dabei werden enorm große Mengen herunter geschlungen. Diese Menschen haben das Gefühl dabei komplett die Kontrolle darüber zu haben. Im Unterschied zur Bulimie werden die Essattacken nicht wieder „rückgängig“ gemacht. Das heißt, es erfolgt also zum Beispiel weder extremer Sport noch Hungern oder Erbrechen. Daher sind die Betroffenen sehr häufig übergewichtig. Zwingend notwendig ist das Übergewicht allerdings für ein Existieren dieser Essstörung nicht. Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen mit Binge-Eating-Störung häufiger als andere übergewichtige Menschen unter psychischen Problemen leiden –vor allem unter Depressionen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen.

Etwa 50% aller Borderlinepatientinnen leiden an einer Essstörung. Umgekehrt sind etwa 25% der essgestörten Patientinnen von einer Borderline Persönlichkeitsstörung betroffen.